Stellungnahme zum sexuellen Missbrauch in der Kirche und zur Initiative „OutInChurch“

Die Veröffentlichungen der Gutachten zum sexuellen Missbrauch in der Kirche haben auch bei uns in der Gemeinde Wut und Bestürzung ausgelöst. Das Vertrauen in die Kirche ist weiter tief erschüttert worden. Wir erleben auch hier vor Ort Enttäuschung und Resignation.

Die Gutachten dokumentieren Verbrechen, begangen an Kindern und Schutzbefohlenen, begleitet von einem Milieu des Gehorsams und kollektiven Schweigens und dem alles überragenden Interesse, das Ansehen der Institution Kirche möglichst nicht zu beschädigen. Die Veröffentlichungen gehen einher mit dem Eindruck extrem schleppender Aufarbeitung, fehlender Bereitschaft persönlich Verantwortung zu übernehmen sowie eines generell mangelnden Reformwillens in der Kirche. Wir vermissen die Ehrlichkeit der Verantwortlichen, persönliche Schuld oder Mitschuld offen einzugestehen.

Wir verurteilen alle Formen des Missbrauchs und fordern Null Toleranz gegenüber den Missbrauchstaten und -tätern. Wir erwarten zudem eine zeitnahe, konsequente und umfassende Aufklärung und Aufarbeitung der Geschehen, auch unter Einbindung unabhängiger Gerichte.

Opferschutz muss vor Täterschutz stehen. Ausdrücklich unterstützen wir die Arbeit der eingerichteten Interventionsstelle des Bistums Münster und die eingeleiteten Präventionsmaßnahmen in den Gemeinden (institutionelle Schutzkonzepte).

Auch ein weiteres Anliegen möchten wir in dieser Stellungnahme aufgreifen. Wir erleben in unseren Gemeinden, dass sich die Moralprinzipien der katholischen Kirche und die Lebenswirklichkeit vieler Menschen immer weiter voneinander entfernen. Die jüngste Initiative „OutInChurch“ hat dies deutlich zum Ausdruck gebracht. Wir respektieren sehr den Mut derjenigen kirchlichen Mitarbeitenden, die sich durch diese Initiative zu queeren Lebensverhältnissen bekannt haben. Auch heute noch greift das kirchliche Arbeitsrecht massiv in persönliche Lebensverhältnisse der Mitarbeitenden ein und sanktioniert solche, die nicht im Einklang zur kirchlichen Lehre stehen.

Es kann nicht sein, dass Mitarbeitende in ihrer Lebenswirklichkeit in der Kirche nicht angenommen und erwünscht sind.

Wir fordern, das Arbeitsrecht für kirchliche Mitarbeitende unverzüglich entsprechend zu ändern und den heutigen humanwissenschaftlichen Erkenntnissen anzupassen. Die diesbezüglichen Forderungen des synodalen Wegs unterstützen wir ausdrücklich und erwarten, dass dessen Anliegen auch seitens des Bistums Münster mitgestaltet und aktiv vorangetrieben werden.

Für den Kirchenvorstand und Pfarreirat unserer Gemeinde St. Marien & Johannes Sassenberg/ Füchtorf erklären wir: Uns sind Mitarbeitende unterschiedlicher sexueller Orientierung willkommen. Wir stehen dafür ein, dass niemand unserer Mitarbeitenden wegen seiner sexuellen Orientierung oder eingegangenen Lebensform Nachteile befürchten muss. Gleiches gilt auch für Geschiedene-Wiederverheiratete.

 

Andreas Rösner (leitender Pfarrer)
Mathias Niehoff (Kirchenvorstand)
Reinhold Gebbe (Pfarreirat)