Kolumne #6

Gedanken zur Gerechtigkeit im Gesundheitswesen von Werner Fusenig.

Kolumne Fastenaktion 2022 am 9. April

Suchet zuerst sein Reich und seine Gerechtigkeit, dann wird euch alles andere dazugegeben. (Mt 6,33)
Bei der Vorbereitung für die Kolumne schrieb mir Father Narcisse aus Ruanda, als wir uns über das Thema Gesundheit und Gerechtigkeit austauschten:

„In Artikel 25 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte heißt es, dass "jeder Mensch das Recht auf einen Lebensstandard hat, der ausreicht, um seine Gesundheit und sein Wohlergehen und das seiner Familie zu gewährleisten, insbesondere in Bezug auf Nahrung, Kleidung, Unterkunft, medizinische Versorgung und notwendige soziale Dienste".

Ist es also gerecht, fragten wir uns, dass es an vielen Stellen in der Welt eine unzureichende Gesundheitsstruktur gibt, dass in der Ukraine Gesundheitseinrichtungen zerbombt werden, dass 1 Arzt in Ruanda 11000 Menschen versorgen muss, in Sassenberg 7 praktische Ärzte 14215 Einwohner, in Ruanda 1 Krankenschwester 1500 Personen versorgen muss, im Altenzentrum 20 Pflegefachkräfte tätig sind und in den Luftschutzbunkern der Ukraine manchmal eine Person alleine alles versuchen muss. Ist das gerecht?

Oder ist es gerecht, wenn in Ruanda Patienten nicht essen können, in den Krankenhäusern, weil niemand sie mit Nahrung versorgt. Für einige sind ihre Familien arm, für andere sind ihre Familien sehr weit vom Krankenhaus entfernt und die Kranken sind fast verlassen. In unseren Krankenhäusern gibt es Menüwahl. Ist das gerecht?

Ja, so frage ich mich nach 25 Jahren in der Altenpflege, was ist eigentlich gerecht. In vielen Ländern der Erde, nicht nur in der Ukraine herrscht Krieg, in vielen Ländern der Welt konnte noch nicht einmal die erste Impfung gegen Corona erfolgen, weil man es nicht bezahlen kann und hier bei uns verfallen die Impfstoffe.

Und dann schaue ich noch einmal in die Worte der Propheten und der Psalmen. Sie sagen mir, dass man die Aussagen der Bibel über Gott und Mensch im Begriff der Gerechtigkeit zusammenfassen kann. 
Wir sollten unser Gesundheitssystem und den Einsatz für Gesundheit weltweit also am Wort des Psalm 82 ausrichten: “Verhelft zum Recht dem Geringen und Waisen, dem Elenden und Bedürftigen schafft Gerechtigkeit”
Anstatt immer mehr Verwaltungsstrukturen aufzubauen und Luxusversorgungen zu errichten, sollten wir alles dafür tun, dass Menschen weltweit den Zugang zur Gesundheit haben, damit Gottes Gerechtigkeit sichtbar wird unter den Völkern.

Werner Fusenig (Diakon, Pfarrei St. Marien & Johannes, Sassenberg)