Kolumne #2

Gedanken zu Social Media von Johannes Lohre.

Kolumne Fastenaktion 2022 am 12. März

Mit dem Beginn des ersten Lockdowns – im März 2020 – wurde für mich und viele andere besonders deutlich, welch ein Segen die Sozialen Medien doch sind. Durch Messengerdienste ist es so einfach, Familienmitglieder, Freunde und Verwandte gut im Blick zu behalten – vor allem in schwierigen Zeiten wie diesen. Auch aus dem Homeoffice kann ich mir diese nützlichen Tools nicht mehr wegdenken. Wenn ich meine Sichtweisen offen teilen möchte, kann ich mich mit Gleichgesinnten in Communities zusammenschließen.  Nachrichten aus aller Welt erreichen mich nahezu in Echtzeit und Koch-Tutorials gaben mir vor ein paar Tagen das notwendige Wissen für einen gelungenen „Gourmet-Abend“. Einfach genial! So vieles ist möglich!

Aber bekanntlich liegen Segen und Fluch dicht beieinander. Denn das Eintauchen in die digitale Welt birgt auch die Gefahr, die reale Welt um sich herum auszublenden und die wertvollen, persönlichen Unterhaltungen und Treffen durch eher oberflächliche Kommentare auf Social Media auszutauschen. Ich selbst habe bei all den guten Inhalten auf Instagram, Facebook und Co. das Gefühl, dass Hass, Hetze, Mobbing, frei erfundene Wahrheiten und andere ungerechte Aussagen das Weltgeschehen zu dominieren scheinen. Und gefühlt geht es allen anderen Menschen um mich herum auch immer besser als mir. Fotos zeigen tollere Urlaube, schickere Klamotten, bessere Freunde, und viel mehr „Qualitytimes“. Wer rein diese digitale Welt als seine ansieht läuft Gefahr, das Selbstwertgefühl und das Selbstbewusstsein zu verlieren, was nicht selten zu Depressionen führen kann. Der Umgang mit den Sozialen Medien ist also eine echte Herausforderung. Da wünsche ich mir oft ein Sieb oder einen Filter, der mich davor schützt, die echte Welt aus den Augen zu verlieren. Mir helfen dabei z.B. persönliche Gespräche mit meinen Mitmenschen und ein Satz aus der Bibel: „Prüft aber alles und behaltet nur das Gute!“ (1 Thess, 5,21).

Johannes Lohre (Pastoralreferent Pfarrei St. Marien & Johannes, Sassenberg)